Skorpione. Den Bösen schleichen sie sich ins Hirn. Raunt Macbeth und fasst sich an die Stirn nach erfolgtem Dolchstoß: „O, full of scorpions is my mind, dear wife!“- Eine menschliche Urangst. Sie könnten da drin sein. Ruhig, Menschen, da sind sie selten. Weil sie in MIR sind. Ich beherberge sie in meinen unwirtlichen Zimmern der Düsternis und Totenstille. Weil ich nicht der Letzte, aber der Vorletzte bin. Der die falsche Neun im Namen hat. Die falsche Neun. Ist eben eine andere – Zahl. Das Schöne ist, ich nehme noch zwei dazu und dann – verzwei-, nein verDREIfache ich! Wenn auch nur an einem Tag.
Und was tun die Menschen? Fallen sich fröhlich in die Arme und küssen den Fremden mit der Unerbittlichkeit der Nähe. Setzen sich einen fremden Hut auf oder tragen einen Mantel, den sie – falls sie zu den Guten gehören – teilen. Was großes Gänseessen nach sich zieht.
Ja, ich habe auch gute Seiten. Was ist ein Skorpion gegen einen lieblich aus der Röhre duftenden Braten? Was gegen die Freude, die der Letzte, dem ich weichen werde, mit Geschenken bringt. Doch vordem will ich noch alles geben – so als Vorletzter. Als der Vernebelte. Als der Stürmende. Auch mit Revolutionen. Mit dem Einreißen der Mauern und dem Ausrufen der Republiken. Der mit dem Hauch des Todes über den Gräbern. Stiller Sonntag. Grauer, schneeverregneter Sonntag. Bleierne Zeit mit Schwestern, die durch einen Märchenwald irren und sich niemals mehr finden. Grauer Sonntag auf den Friedhöfen, auf das ein letztes Bunt-Aufgebot von meistliebender Erinnerung zeuge. Manchmal harrt Ihr zu lange, Menschen. Manchmal seid Ihr niemals wirklich geboren. Das ist das Leben. Das ist der Tod. Das bin ich. Der Vorletzte. Mir gehören diese wundervollen Tage. Na, was bin ich?
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