Es ist faszinierend, gespalten zu sein. Ich bin – wie alles Gespaltene – das Eine und gleichzeitig – Das Andere. Was wohl halten – gewisse Gestalten – von uns oder auch von mir? – Ich weiß es nicht. Ich bin nicht die Musterknabeneins. Auch nicht das tröstliche „aller guten Dinge sind drei“ – oder gar vier. Die streitbare Zwei, das bin ich. Nicht mehr, nicht weniger! Punktum! Oder eben nicht. Wollen wir darüber nachdenken, ob mir etwas fehlt? Die andere Hälfte vielleicht? Bin ich gar verzweifelt? Oder wurde meiner Einzigartigkeit irgendeine zweite Einzigartigkeit hinzugefügt, auf dass ich mich glücklich schätzen darf, nicht mehr allein zu sein? – Das Gespaltene und das Doppelte! Das und auch das – sie treffen sich bei mir – der Zwei. Wie alle Gegensätze dieser Welt sich im Irgendwo treffen. Gut, verlassen wir das Pantheon exquisiter Denkspielereien.
Verstecken wir uns nicht länger! All ihr schwankenden Gestalten – tretet heraus – aus den Schatten des Nichtwissens. Aus dem Dunkel der Nacht. Oder umgekehrt? Scheut ihr das Gleißende und schimmert vor euch hin, bis tröstliche Düsternis euch in ihren grauen Armen verbirgt?
Egal, welchen Weg wir gehen, egal, wo er endet, wir können es nicht lassen, dieses Dazwischen zu füllen. Uns im Unbestimmten niederzulassen und zu versuchen, einen Zustand mit sparsamer Flamme am Leben zu erhalten. Der Übergang, das Ungewisse, die Affäre, das schimmernd Fahle, das Doppelte UND das Gespaltene – all das schließen wir ein, weil wir nicht einfältig, sondern eben zweifältig sind. Und so taucht Ihr Menschen gern in unser Abendangebot. Oder das Morgenversteck. Es ist ein Verlöschen. Ein Anzünden. Der Vorgang. Nicht Resultat. Ungewisses für Gewissenlose. Schimmernder Zweifel… Helles geht. Helles kommt. Dunkles auch. Na, was bin ich?
Gesendet auf rbbKultur am 14. November 2018,
von Elisabeth Koeppe