Die Hütten von Saplunara

Die Comicstory Die Hütten von Saplunara von Wolfgang Uranitsch erschien in den 80er-Jahren im legendären Magazin Schwermetall. In Fortsetzungen wurde die spannende Story über James Fagon, der nach einem medizinischen Experiment − einer Transplantation − auf der Jagd nach seinem wahren Kopf ist und sich nach Saplunara in Kolumbien zu Dr. Carlos Bauer durchschlagen muss, in den Ausgaben 84 bis 88 neben Serien von Moebius (Jean Giraud), Beb Deum (Bertrand Demay) und anderen bedeutenden Comicstars publiziert. Die meisten Hefte sind vergriffen und mittlerweile Kultobjekte für Sammlerinnen und Sammler. Schwermetall − ursprünglicher Untertitel: Fantastische Comics für Erwachsene − war ein Comicmagazin, das ab Februar 1980 monatlich erschien. Chefredakteur dieser Lizenzausgabe des französischen Métal hurlant, an dessen Inhalt sich Richard Corben und  Moebius wesentlich beteiligten, war der Verleger Raymond Martin. Anfänglich im Volksverlag erschienen, wurde das Magazin nach dessen Konkurs ab 1958 vom Alpha Comic Verlag (Verlagshaus Sonneberg, Nürnberg) vertrieben.

Unter den vielen vertretenen Künstlern waren besonders solche, die sich explizit mit Sex, Gewalt, Satanismus und teilweise auch BDSM befassten, u. a. Moebius, Milo Manara − der mit regelmäßigen Zeichenbeiträgen für zwei in Italien sehr populäre, zum Teil pornografische Comicmagazine des Genre fumetti neri (schwarze Comics) zwischen 1968 und 1971 sein Architekturstudium an der Universität Venedig  finanzierte −, Boris Vallejo (Schöpfer der Schwermetall-Cover-Illustrationen) sowie der Italiener Paolo Eleuteri Serpieri, ein Schüler von Renato Guttuso. Besonders die Veröffentlichung pornografischer Szenen führte in Deutschland wiederholt zu Konflikten mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. So wurden diverse Anzeigen gegen die Herausgeber von Schwermetall wegen Verstoßes gegen das Gesetz zur Verbreitung jugendgefährdender Schriften erstattet, vor allem wegen des Comics Druuna in den 1980er- Jahren. Um einer Indizierung des ComicsDruuna − Morbus Gravis zu entgehen, musste der Alpha-Verlag 1990 Stellen schwärzen, eine ganze Seite entfernen und ein Panel retuschieren. Die diesbezüglichen Vorveröffentlichungen in Schwermetall wurden analog bearbeitet. Die Hefte 175/176 durften lediglich vertriebsbeschränkt ausgeliefert werden. Die Bände Morbus Gravis 3 − Creatura  (Schwermetall Nr. 119, S. 23, 1989) und Morbus Gravis 5 − Mandragora (Schwermetall Nr. 119, S. 23, 1989) erschienen nur, nachdem sie teilweise mit Balken geschwärzt worden waren.

In der Vita von Wolfgang Uranitsch gibt es übrigens eine Parallele zu Moebius. Auch seine ersten Zeichnungen entstanden während des Architekturstudiums. Nachdem die Originalzeichnungen von Die Hütten von Saplunara in den 80er-Jahren im Atelier archiviert worden waren, ist es nun möglich, das Abenteuer neu aufzulegen und so die Protagonisten James Fagon, Roger Murphy, Simone und Dr. Carlos Bauer dem Publikum wieder zugänglich zu machen.

Im Vorwort des Katalogs Metal Spray Art schreibt der Kunsthistoriker, Kurator und Künstler Günther Holler-Schuster treffend: „Comics erzählen oft von ausgestorbenen Kulturen, die in eklektizistischen Stilmixes, gepaart mit Ergebnissen der Außerirdischen-Forschung, in Erscheinung treten. Wolfgang Uranitsch, als Pionier einer Comic-Szene im deutschen Sprachraum, trägt diesen Phänomenen Rechnung.” Zweifelsfrei hat Wolfgang Uranitsch die Comicszene in Österreich, Deutschland und der Schweiz in den 80er-Jahren maßgebend geprägt.


Das Buch Die Hütten von Saplanura erscheint Ende Oktober 2019 in einer limitierten Auflage und ist unter wolfgang.uranitsch@gmail.com bestellbar.

Photographie & Text: Robert W. Sackl-Kahr Sagostin
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